Die erst 1929 neu und modern erbaute Dieburger Synagoge hatte die Pogromnacht vom 9. November 1938 zwar
äußerlich unbeschädigt überstanden, wenn auch das Innere zerstört worden war. Nach 1939 diente das Gebäude
als städtisches Magazin und Werkstätte; der aus der Marktfront herausragende Thoraschrein wurde abgebrochen,
an seiner Stelle ein Fenster eingesetzt. 1947 wurde die Synagoge renoviert und im Rahmen einer öffentlichen
Feier neu geweiht. Der Leiter des jüdischen Lagers informierte die US-Militärverwaltung über die jahrhundertlange
Geschichte der Juden in Dieburg, das vor 1933 den höchsten jüdischen Bevökerungsanteil in der Umgebung gehabt hatte.
Von den Nazis profanierte jüdische Grabsteine wurden auf den eingeebneten jüdischen Friedhof zurückgebracht.
Ebenfalls im Jahr 1947 ereigneten sich aber veschiedene antisemitische Vorfälle in Dieburg, zu denen
auch recht geeschmacklose Karnevalsscherze in dieser traditionell katholischen Stadt zu rechnen sind. Der für
die Kirchenverwaltung zuständige Bischof Albert von Mainz nahm bei Konflikten die Partei der über die Einquartierung der Ostjuden
klagenden Dieburger Katholiken. In der Bevorzugung der Juden sah er die Gefahr eines neuen Antisemitismus entstehen,
während die hessische Landesregierung dafür Dummheit verantwortlich machte.
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