Im Frühjahr 1946 organisierte Mathilde Oftedal die Unterbringung einer Gruppe jüdischer Waisenkinder aus Polen in
der Odenwald- schule. Die Kinder hatten ihre Eltern im Ghetto oder in den Konzentrationslagern verloren und oft auf
sich allein gestellt den Krieg überlebt. Die Odenwaldschule hatte den Krieg zwar äußerlich unversehrt überstanden,
doch war der reformpädagogische Geist des Gründers Paul Geheeb mit den meisten Lehrern vertrieben worden. Daher wurde
die nach England emigrierte, sozialistische Pädagogin Minna Specht als Leiterin berufen. Es war sicher ein mutiges
Experiment, polnisch-jüdische Kinder einige Wochen mit den noch von der nationalistischen NS-Erziehung beeinflussten
deutschen Kindern zusammenleben zu lassen.
Am 4. Juli 1946, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, wurde die jüdische Kinderkolonie in der Odenwaldschule
von einer Delegation aus Lampertheim besucht.
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