Nach der Befreiung der Konzentrationslager irrten heimatlose jüdische Menschen durch ganz Europa.
In der Brichah (=Flucht) organisierten sie selbst illegale Grenzübertritte durch die von verschiedenen Mächten
besetzten Gebiete. Bald begannen zionistische Organisationen, diese Flucht gezielt nach Palästina zu lenken,
um mit der Zuwanderung jüdischer Menschen Fakten für einen künftigen Staat Israel zu schaffen. Dies konnte
nur illegal geschehen, da die britische Regierung als UN-Mandatsmacht die Einreise nach Palästina streng kontrollierte,
um Konflikte mit der arabischen Bevölkerung zu vermeiden.
Die spektakulärste Unternehmung war die Fahrt eines von amerikanische Juden gekauften Schiffes, das
den symbolischen Namen Exodus 1947 erhielt. Es erreichte mit 4.500 Passagieren - darunter auch 200 Kinder
aus dem Lager Lindenfels - am 18. Juli 1947 den Hafen Haifa. Die britische Verwaltung verweigerte nicht nur
die Landung, sondern schickte das Schiff erst an seinen Ausgangsort bei Marseille, dann, als die französischen
Behörden die Flüchtlinge nicht wieder an Land ließen, in die britische Besatzungszone in Deutschland. Im
September 1947 mußten die jüdischen Passagiere in Hamburg wieder den deutschen Boden betreten, den sie
bei der Abreise verflucht hatten. Sie wurden in zwei umzäunten Lagern bei Lübeck untergebracht, bis sie
1948 in den nun gegründeten Staat Israel ausreisen durften. Der öffentliche Skandal um die Exodus beeinflusste
die Vereinten Nationen, der Teilung Palästinas zuzustimmen, womit die Voraussetzung für einen jüdischen Staat gegeben war.
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