"... möchten verbrennet werden"
Ausgrenzung und Gewalt gegen Ketzer, Juden, Hexen
... auch in der hessischen Geschichte
 
Das Scheitern der Aufklärung
 
Tafel 25: "Antisemitisches Volksfest"

Im Zeichen der von der Französischen Revolution verkündeten "Égalité" kam es auch in den deutschen Staaten des Rheinbundes zum Abbau der überkommenen Diskriminierungen gegen die Juden, zum Ersatz der Schutz-Toleranz durch volle Bürgerrechte. Trotz der im Gefolge der Missernten-Jahre 1817/18 ausgelösten "Hepp-Hepp-Unruhen" und publizistischer Gegenpropaganda machte die sogen. "Emanzipation" der Juden auch in den 1820er und 30er Jahren weitere Fortschritte. Vorläufiger Abschluss war die Grundrechts-Erklärung der Frankfurter Nationalversammlung von 1848. Mit der Wirtschaftskonjunktur des aufkommenden Industriezeitalters, an der jüdische Bankiers und Geschäftsleute maßgeblichen Anteil hatten, schien die Integration der "jüdischen Mitbürger" weitgehend vollzogen.

Neue Verunsicherung brachte zum Ausgang des Jahrhunderts ein neuer, rassisch motivierter Antisemitismus, der vor allem im ländlichen Oberhessen großen Zulauf gewann.

 

Stättigkeits- und Schutz-Ordnung des späteren Großherzogs von Frankfurt Karl von Dalberg für die Frankfurter Judenschaft, Nov. 1807 Darstellung der antijüdischen Hepp Hepp-Krawalle in Frankfurt, August 1819 Darmstädter Gründungsaufruf für einen "Verein für sittliche und bürgerliche Verbesserung der Israeliten" Kurhessisches Gesetz über die Religionsfreiheit vom 29. Oktober 1848 Zeugnisse der Integration der Juden in die bürgerliche Gesellschaft des Industriezeitalters
Plakat für ein "antisemitisches Volksfest" in Sandbach im Odenwald Handzettel mit dem in der Vorweihnachtszeit 1893 und 1894 verteilten antisemitischen Boykott-Aufruf Nummer aus dem VII. Jahrgang der von 1894 bis 1903 in Darmstadt publizierten antisemitische Hetz-Zeitung "Deutsche Reform" vom 1. April 1900