Tafel 27: Vom Boycott zum "Holocaust"
"Auf zum Pogrom. Ursachen des Zusammenbruchs" hieß es in der Flugblattwerbung für eine Kundgebung
des neubegründeten "Deutsch-völkischen Schutz- und Trutzbundes" im Darmstädter Saalbau im Februar 1920,
der die "Dolchstoß-Legende" um die Niederlage im Weltkrieg zum neuen Angriff gegen den Juden nutzte.
Der Versammlungsredner Ferdinand Werner wurde mit der "Machtergreifung" im März 1933 NS-Staatspräsident
des Volksstaats Hessen.
Nach ersten Boykott-Aktionen mit der alten Antisemiten-Parole "Kauft nicht bei Juden"
begann mit Erlass des Reichsgesetzes "zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933 eine
nicht abreißende Folge von Gesetzen und Verordnungen zur Verdrängung der Juden aus Politik, Wirtschaft
und Gesellschaft. Die "Nürnberger Gesetze" von 1935 waren nur Glieder in dieser Kette. Am 9./10. November 1938
brannten die Synagogen. Erste KZ-Einweisungen schlossen sich an. Im Herbst 1941 folgte die Stigmatisierung
der noch im Lande verbliebenen Juden mit dem gelben Stern. Wenige Wochen später rollten die ersten
Deportationszüge der "Endlösung" in die polnischen Vernichtungslager.
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